Bericht eines ehemaligen Comdirect Private Finance Beraters

Die Comdirect Private Finance AG kündigte Ende 2009 allen Handelsvertretern die Handelsvertreterverträge. Zunächst wurde jedem gekündigten Berater ein Ausgleichsanspruch angeboten mit dem nur sehr wenige Berater einverstanden waren. Wenn überhaupt waren es ca. 10 % des üblichen Jahresverdienstes die als Ausgleichsanspruch angeboten wurden. Bei vielen Beratern auch deutlich weniger.

Man bezog sich immer darauf, dass die Comdirect Private Finance AG, eine Tochtergesellschaft der Comdirect Bank AG keine Unternehmensvorteile in Form von neuen Geschäftsabschlüssen der geworbenen Mehrfachkunden hätte. Der Geschäftsbereich der Nicht-Versicherungsprodukte wurde nämlich mit Beendigung der Vermittlerverträge eingestellt. Im Anschluß kam es zur Verschmelzung zwischen der Comdirect Bank AG und der Tochtergesellschaft Comdirect Private Finance. Und dann war wieder alles zusammen…

Jurististisch natürlich bestens ausgetüftelt, so dass man möglichst wenig den ehemaligen Beratern zahlen muss. Bei einem Gewinn von gut 60 Mio. Euro in 2010 schon sehr schade, wie man versucht hat die ehemaligen Berater „aushungern“ zu lassen. Aber so tickt unsere Finanz- und Geschäftswelt eben.

Wie so oft, wird der Ausgleichsanspruch erst einmal ganz unten unten angesetzt. Ein paar Comdirect Berater nahmen dann nach sämtlichen Stellungnahmen und Verweisen auf irgendwelche Gesetzestexte der Comdirect Bank, den angebotenen Ausgleichsanspruch an und waren somit raus. Aus meiner Sicht ein Teilerfolg für die Comdirect Bank. Die zweite Gruppe welche sich noch nicht ganz zufrieden gab übte Druck auf das Unternehmen aus unter anderem mit Klagen. Dazu kam dann noch die Zeit der schlechten Presseberichte für die Comdirect, wie z. B. durch die Financial Times Deutschland. Den Link zum Artikel finden Sie hier.

Schlechte Presse ist so ziemlich das beste Druckmittel wenn man etwas erzielen möchte. Danach ging es ziemlich flott, dass der angebotene Ausgleichsanspruch nahezu verdoppelt wurde. Gut, ca. 20 % des Jahresumsatzes sind immer noch nicht das Ziel. Aber immerhin schon ein erster Teilerfolg für die Berater. Dennoch war das Entgegenkommen der Bank immer noch zu wenig, zumal noch einiges an Stornoreserve aufgebaut war. Erst einmal zeigte ich mich unbeindruckt des neuen Angebots und ließ durchaus ein paar Monate verstreichen. Eilig hatte ich es nicht, was auch ein wichtiger Faktor in derartigen Verhandlungen ist. Die Comdirect Bank wollte die Angelegenheit immer schnell vom Tisch haben. Auch persönliche Anrufe waren dann nicht selten.

Schlussendlich wurde mir in einem Telefonat erneut angeboten, dass die Stornoreserve bis auf 2.000 Euro ausbezahlt werden würde, sowie die Deckelung der Haftung auf das vorgeschossene Provisionsgeschäft auf maximal 2.000 Euro. Gegenüber stand ein Stornohaftungsbetrag von guten 70.000 Euro. Das ist natürlich ein hoher Betrag und schlecht kalkulierbares Risiko für ausgeschiedenen Berater zumal man keinen Kontakt zum Kunden aufnehmen darf.

Nach gut einem Jahr an Verhandlungen entschied ich mich dann das letzte Angebot der Comdirect Bank anzunehmen.

Auch wenn man sich ursprünglich mehr erhofft hatte, war mir wichtig, die Sache langsam aber sicher zu beenden. Dennoch kann ich nur dazu raten, nicht gleich aufzugeben. Unser Vorteil bei der Comdirect war natürlich, dass es alle Berater betroffen hat. Unten finden Sie den Link zur Vereinbarung mit der Comdirect Bank.

Ausgleichsanspruch Vereinbarung